Eine moderne Akropolis

Man weiß es, Los Angeles ist keine schöne Stadt. Aber es hat tatsächlich ein Highlight, ein "must see", es sind die Hinterlassenschaften des Paul Getty, zwei Mussen, eines klein und nahezu versteckt an der Küste und eines auf einem Berg, mitten in der Stadt.
Das eine ist die Getty Villa, ein Museeum im Stil einer römischen Villa. Hier sind die antiken Sammlungen der Getty Collection ausgestellt. Beeindruckend vor allem wegen des Zusammenhangs zwischen Gebäude und der ausgestellten antiken Kunst. Ähnliches kennen wir aus Berlin oder anderen Museen. Soweit so toll, so wenig überraschend.



Überraschend und wirklich sensationell ist die Fahrt zum 1997 eröffneten Getty Center. Ein riesiger Museums- und Forschungskomplex auf einem Hügel über der Stadt errichtet. Daniels erster Kommentar beim Blick aus der Ferne: "Das ist eine Akropolis" und wie recht hat er!

Man erreicht diese neuzeitliche, weisse Akropolis nicht mit dem Auto, sondern mittels einer U-Bahn, die uns von einem unterirdischen Parkhaus am Fuße des Berges zu einer riesigen, weissen Piazza bringt, um die sich sämtliche Einrichtungen gruppieren. Der Aufgang über eine breite Treppenanlage, ähnelt der der Akropolis und dann folgt Architekturzitat auf Architekturzitat.  Nach der monumentalen Eingangshalle folgt eine griechische Agora daran schließt sich ein Brunnen wie auf der Alhambra in Grenada an. An einer anderen Stelle meinen wir die Klagemauer Jerusalems zu erkennen, an anderer Teile des Krak de Chevalier in Syrien. An anderer Stelle entdecken wir Zitate der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun und Barockgärten in neuer moderner Interpretation.

All das ist, immer wieder durchbrochen mit spektakulären Ausblicken auf die Stadt im Sonnenschein, bei Sonnenuntergang und in der Nacht. All das wurde in langen 13 Jahren gebaut unter der Leitung von Richard Meier. Grandios. Wir können uns nicht sattsehen. Dieser Bau bestätigt meine Meinung, dass Museen die Kirchen des 21. Jahrhunderts sind.


Auch die Kunst begeistert. Eine Ausstellung "London Calling" zeigt Bilder der School of London, einer Künstlergruppe, die seit den späten 40erJahren "konkret" malte. Lucian Freud und Francis Bacon sind bekannt. Unbekannt waren Michael Andrews, Leon Kossoff, Frank Auerbach und R. B. Kitja. Faszinierende Bilder, changierend zwischen Neoimpressionismus, Popart und Neuer Sachlichkeit.
https://www.getty.edu/art/exhibitions/london/
Es gibt noch unendlich mehr Kunst hier zu sehen, aber irgendwann läuft der Arbeitsspeicher über. Nach vier Stunden verlassen wir dieses grossartige Schauspiel.

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