Gestern fand die Finissage des provisorischen Pavillons des
House of One auf dem Berliner Petriplatz statt. Der Petriplatz ist einer der
Ursprungsorte Berlins, auf dem einst eine die große Petrikirche stand. Die
Kirche wurde im Krieg zerstört und danach abgerissen, um Platz für eine
Verkehrsschneise zu schaffen. Auf diesem Platz soll nun – nach 70 Jahren – wieder
ein Gotteshaus errichtet werden, das House of One. Das House of One wird ein
Haus für die drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam. Ein
zentralen Eingangs- und Versammlungsaal bildet den gemeinsamen Zugang zu Kirche,
Synagoge und Moschee. Ein Haus für alle. Der Zentralraum wird ein Raum des
Austauschs, der Diskussion und der Verständigung. So sieht es der
architektonische Entwurf vor und das Gebäude wird – man ahnt es – Stein
gewordene Ringparabel aus Lessings Nathan. Die Botschaft des Nathan lautet: Lasst
Religionen im friedlichen Nebeneinander wirken und sehen, was sie für die Welt
leisten können.
Auf die Verwirklichung dieser Vision wird seit Jahrhunderten
gewartet. Nur sechs Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee eine Baustelle wurde.
Die Energie, der Mut, die Klugheit der Menschen, die das Projekt so weit
gebracht haben, ist bewundernswert. Es sind viele, sehr viele daran beteiligt,
die meisten ehrenamtlich. Stellvertretend für diese Vielen stehen der Rabbiner Andreas
Nachama, der Iman Kadir Sanci und der Pfarrer Gregor Hohberg. Sie alle haben
dafür gesorgt, dass diese großartige Idee mit der phantastischen Architektur eine
Einheit bildet und – man kann es sagen – weltweit Aufmerksamkeit erregt.
Gestern nun wurde mit einer interreligiösen Andacht der
provisorische Pavillon geschlossen. Er wird abgebaut, weil in Kürze mit dem Bau
dieses kulturellen Wunders begonnen wird. Von einem Wunder zu sprechen ist
nicht übertrieben, denn ich habe dort ein Wunder erlebt.
Ich bin ein Atheist. Ich bin protestantisch-christlich
aufgewachsen. Ich bin getauft und konfirmiert. Als Kind bin ich Anfang der 60er
Jahre in einer rein protestantischen Gegend aufgewachsen. Es gab keine
Katholiken und erst recht keine Juden oder Moslems. Man erklärte mir, dass es
nur einen Gott gebe und so glaubte ich es.
Meinen Glauben verlor ich an einem Spätherbsttag des Jahre
1966. Ich war 7 Jahre alt. Meine Familie zog von einer rein protestantischen
Gegend ins katholische Köln. In einem VW Käfer erreichten wir die neue Heimat
und mein Vater sagte: „Hier ist der Ort, wo wir von nun an leben werden.“
Neugierig sah ich die Kirche des Ortsteils und sagt: „Und das ist unsere
Kirche.“ Worauf mein Vater erwiderte: „Nein, das ist nicht unsere Kirche, das
ist die Kirche der Katholiken.“
„Was sind Katholiken?“ fragte ich. „Das sind Menschen, die glauben auch an Gott, nur ein bisschen anders“, antwortete mein Vater.
„Was sind Katholiken?“ fragte ich. „Das sind Menschen, die glauben auch an Gott, nur ein bisschen anders“, antwortete mein Vater.
Dieser Satz hat sich tief in mein Bewusstsein eingebrannt, denn es passte nicht zu dem, was ich bis dahin gelernt hatte. Seit diesem Tag war mein Glaube an den einen Gott gestört und ich wurde im Laufe der Jahre zum Atheisten.
Bei der interreligiösen Andacht habe ich meinen Glauben nicht
wiedergefunden, aber zu erleben, wie ein Iman, ein Rabbi und ein Pfarrer
nacheinander je ein kurzes Gebet vortragen, zu erleben, wie Religionen, die
sich seit Jahrhunderten mit Hass und Verachtung, Feuer und Schwert
gegenüberstanden nun gemeinsam beten, zu erleben wie ein Teil der versammelten
Gemeinde das „Vater unser“, ein anderer Teil eine „Sure des Propheten“ und
wieder ein anderer Teil das jüdische Gebet mitmurmelte, trieb mir, wie ich feststellten
musste, Tränen in die Augen. Vielleicht bin ich besonders sentimental, aber eine
andere „Ungläubige“ erklärte, ihr würde es jedes Mal so gehen, wenn sie dabei
sei. Das veranlasste den Rabbiner Nachama zu der Bemerkung: „All das hätten wir
eigentlich schon seit Jahrhunderten haben können.“ Wie schön, dass es jetzt
Wirklichkeit wird.
Von der Verwandstschaft der Religionen: Moschee oder Kloster? |
Ich werde zukünftig ehrenamtlich an der Verwirklichung dieses
Projektes mitwirken, weil es ein Symbol des Friedens und der Toleranz, weil es
ein Leuchtturmprojekt für die Zukunft unserer Gesellschaft ist und weil ich den
Diskurs liebe.
Nur durch ein breites bürgerliches Engagement kann so ein
Projekt gelingen. Ich bitte Euch/Sie alle, einen Blick auf das Projekt zu
werfen https://house-of-one.org/de
und es mit einer Spende zu unterstützen.
Dazu habe ich eine Spendenaktion eingerichtet. https://house-of-one.org/de/spendenaktion/ein-ganz-irdisches-relig%C3%B6ses-wunder
Mein Ziel ist es bis zum 31.3.2019 möglichst 500 Steine (a 10€) zu generieren. Bitte machen Sie mit! Ob 50 Steine oder nur einer. Jeder Stein hilft.
Mein Ziel ist es bis zum 31.3.2019 möglichst 500 Steine (a 10€) zu generieren. Bitte machen Sie mit! Ob 50 Steine oder nur einer. Jeder Stein hilft.
Vielen Dank
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