Thanksgiving

In Florida sind wir bei Freunden zum Thanksgiving eingeladenen. Wie die meisten vermutlich wissen, ist Thanksgiving einer der wichtigsten Feiertage in den Vereinigten Staaten. Familie und Freunde kommen zum gemeinsamen Abendessen zusammen und es ist einer von zwei Tagen im Jahr, wo Geschäfte am Nachmittag schließen. Dies ist im konsumverrückten Amerika sicher das bedeutendste Indiz dafür, dass es sich wirklich um einen hohen Feiertag handeln muss.

Am frühen Morgen werden wir in unserem Appartement abgeholt.  Wir alle haben in letzter Zeit viel über Wahrscheinlichkeiten gelernt. Es war mit 96%iger Wahrscheinlichkeit sicher, dass Hilary Clinton die Wahl gewinnen würde und auf den Brexit hatte auch keiner gewettet. Daher war auch mit 99,9%iger Wahrscheinlichkeit sicher, dass Peter K. niemals an einem "Charity Run against poverty" teilnehmen würde (siehe "Armes San Franzisco").

Tja, um halb acht morgens am Thanksgivingtag des Jahres 2016 startete Peter Kleimeier zum 5 Kilometerlauf gegen Armut in Vero Beach Florida. Der halbe Ort rannte mit und irgendwie war es auch witzig. Unsere Freunde hatten unser Startgeld bereits bezahlt und es wäre ein Affront gewesen, nicht mitzulaufen. Das zur Entschuldigung und soweit die nächste Lektion in Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Den Tag über war im Hause der Freunde eine ähnliche nervöse Hektik, wie wir sie von Heiligabend kennen. Die Gastgeber etwas unruhig und gestresst. Der Truthahn musste vorbereitet, die Getränke gekühlt und der Tisch gedeckt werden.

Gegen 16 Uhr schließlich trafen alle ein, Familie und Freunde insgesamt 12 Personen. Alle chic und aufgebretzelt. Die ersten Drinks wurden getrunken und dann wurde die Thanksgiving Geschichte vorgelesen. Da einige von uns noch nie Thanksgiving gefeiert hatten, war das neu und bewegend. Die Geschichte ist wohl wahr und erzählt von den ersten Siedlern die voller Hoffung auf ein Leben in Freiheit, nach Amerika kamen. Doch diese Siedler landeten im bitterkalten Winter in der Nähe von Boston und sie waren auf die Härte des amerikanischen Winters nicht vorbereitet. Sie gerieten in große Not und ohne die Hilfe der Indianer hätte vermutlich keiner überlebt.

Ein knappes Jahr später hatten sie die erste Ernte eingebracht und dass Schlimmste überstanden. Als Dank für die Hilfe der Indianer luden sie diese zum Thanksgiving Essen ein. Es gab Truthahn, mit Pilzen, Süßkartoffeln  und Cranberries. Das ist heute das Nationalgericht der USA. 35 Millionen Truthähne lassen an diesem Tag ihr Leben.

Auch wir bekommen genau dieses Gericht serviert. Lecker! Nach dem Hauptgericht wurden jeder von uns von den Gastgebern aufgefordert zu sagen, wofür er in diesem Jahr dankbar sei. Jeder kam der Reihe nach dran. Die Aussagen waren persönlich, offen und berührend und keinen ließen dies Momante kalt. Ein sehr emotionaler Moment. Viele Diskussionen über Politik, kulturelle Unterschiede zwischen Europa und den USA und schloss sich, in einem Hin und Her zwischen Englisch und Deutsch, an.

Ein wunderbarer Abend.

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